Fallbeispiel 9

Schwarzwaldhof Fleisch und Wurstwaren GmbH / Blumberg

Faktencheck

Kühlung
Produktion / Lager

Kältemittel
Ammoniak, wassergekühlt
5.600 kg

Kälteleistung
NK:      > 4.000 kW
TK:       > 200 kW

Stichworte
Ammoniak-Direkt
Verdunstungskühlung
KWKK
Umrüstung im laufenden Betrieb
Umrüstung Produktionsanlagen
Entfeuchtung mit Luftkühler

Sanierung und Umbau der gesamten Kälteversorgung der Liegenschaft im laufenden Betrieb.

Kältetechnisch Interessantes hat der Schwarzwaldhof für das Werk Blumberg vorgesehen:
Umweltfreundlich, günstig und effizient sollte die Kälteversorgung des Werks in zwei Bauabschnitten neu aufgestellt werden.

Bestand
Kleinteilige Insellösungen mit diversen synthetischen Kältemitteln in zahlreichen luftgekühlten Kälteanlagen verursachen hohe Wartungs- und Betriebsaufwendungen. Die Betriebssicherheit ist schwer aufrecht zu erhalten.
Es existiert keine Wärmerückgewinnung oder Zentralsteuerung. Die Anlagen lassen sich nicht individuell auf die Bedürfnisse des Betriebs und der Umgebungsbedingungen abstimmen.
Kältemittelverluste und Bauteilschäden verursachen Ausfälle und zahlreiche Notdiensteinsätze.

Zukunft
Engeland konnte den Bauherrn überzeugen, eine zentralisierte Kälteanlage mit dem Kältemittel Ammoniak zu erreichten. Für die Rückkühlung wurde eine Verdunstungskühlanlage installiert, um Betriebssicherheit sicherzustellen und den elektrischen Leistungsbezug entscheidend zu senken.
Die Bestandsanlagen wurden im laufenden Betrieb Zug um Zug in die neue kältetechnische Infrastruktur überführt.
Hierbei musste Rücksicht genommen werden auf die bestehenden Installationen, die technologisch entscheidend für die Produktqualität sind.

Hierfür wurden teilweise bestehende Soleverbraucher zum Einen direkt aus der Kältezentrale angeschlossen, zum Anderen wurden die alten Energiezentralen über ein Ammoniak-Verteilnetz an die neue Zentralkälte angeschlossen. Es ist also der Ammoniak-Dampf, welcher die Wärme aus der Liegenschaft abholt. Lokale Netze versorgen dann die Verbraucher mit Kaltsole.

Wärmerückgewinnung & Entfeuchtung
Sämtliche elektrischen Abtauungen wurden zurückgebaut und durch Heissgas-, bzw. Warmsoleabtauung ersetzt. Zusätzlich arbeiten einige Luftkühler mit einer Schaltung, die Kühlen, Heizen und Entfeuchten kann. Die Entfeuchtungsschaltung arbeitet mit Wärmerückgewinnung so effizient, dass elektrisch betriebene Entfeuchter abgeschalten werden können.

Propan vs. Ammoniak
Aus Sicherheitsgründen wurden zwei Propan/Solesätze mit jeweils 35 kg Füllmenge zurückgebaut.
Ersetzt wurden sie durch zwei Wärmeübertragerstationen, in welchen die Rückkühlung des lokalen Solenetzes durch Ammoniak vollzogen wurde.

Die Gefahrenlage durch Explosion wurde entschärft. Darüber hinaus stören jetzt keine tonhaltig laufenden Schraubenverdichter die Ruhe. Nebeneffekt: Eine deutliche Energieeinsparung durch das Kältemittel Ammoniak.

Bemerkenswert: Prozesstechnik
Vorhandene R22-Anlagen mit Kupferverrohrung konnten ohne Leistungsverluste ersetzt werden durch Ammoniak-Kühlung (aus Edelstahl) !

Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung
Eine effiziente Ammoniak-Wasser-Absorptionskälteanlage ist vorgesehen, um die Abwärme eines BHKW zu nutzen und bei Bedarf die Kühlung zu unterstützen. Hierbei wird das Ammoniak des Zentralscheiders direkt zurückgekühlt, was höchste Flexibilität und Einsatzmöglichkeit erhält.

Umweltschutz und Sicherheit
Kälteanlagen mit Ammoniak sind über alle Temperaturbereiche die thermodynamisch mit Abstand die effizientesten Anlagen. Die Anlagen benötigen also weniger elektrische Leistung für den Betrieb als vergleichbare Anlagen mit anderen Kältemitteln. Darüber hinaus ist das Kältemittel klimaneutral.

Da die Füllmenge der Anlage die 3.000 kg – Schwelle überschreitet, wurde ein BImSchG-Verfahren angestrengt, um die Anlage revisionssicher betreiben zu können.
Hierbei konnte Engeland sachverständig Auftraggeber und Behörde zur Seite stehen und das Verfahren tatkräftig unterstützen.
Unsere Qualifikation auf den Gebieten AwSV und 29b-BImSchG waren hier hilfreich.

Flexibilität
Da es sich bei der durch Engeland geplanten Anlage um eine Industrieanlage handelt, ist höchste Flexibilität gegeben für die Anbindung weiterer Kühlstellen und einen weiteren Ausbau der Anlage. Der ein- oder andere alte Maschinenraum ließe sich wieder für eine Ammoniaknutzung ertüchtigen.
Die vorhandenen Trafos werden wegen der hohen Effizienz auf jeden Fall ausreichen.